Diskussionen in der Community
- Chaotischer Wheelchair Cabin Seat Service am Hamburger Flughafen
- MyHandicap App nun auch für Android!
- Mobilität mit Behinderung: Neue Artikel auf unserem Informationsportal
- Junge Erwachsene mit unsichtbaren chronischen Krankheiten benötigt Unterstützung bei Beantragung
- Mit Elektromobil in die Deutsch Bahn? Oder Elektromobil leihen?
- kann ich mit G Behinderung kostenlos Bus und Bahn fahren ? ich habe auch 80% GbH
Die Europäische Kommission vergibt jedes Jahr im Rahmen des Access City Awards Auszeichnungen für die Städte mit dem besten barrierefreien Konzept in der Europäischen Union. Ziel dieses Awards ist es auf die Bedürfnisse und Herausforderungen bei der Mobilität von Menschen mit einer Behinderung hinzuweisen und europäische Städte zu motivieren, noch weitere Investitionen in den barrierefreien Aufbau zu tätigen.
Die einzige deutsche Stadt, die den ersten Platz bisher belegen konnte, war 2013 die Hauptstadt Berlin. Doch zwei weitere Städte wurden im Rahmen des Awards auf dem zweiten Platz prämiert. Welche das sind und was eine barrierefreie Stadt ausmacht erklären wir in diesem Artikel.
Bisherige deutsche Preisträger*innen des Access City Award
Nachdem Berlin im Jahr 2013 den ersten Platz belegte, konnte Deutschland in den letzten Jahren mit Wiesbaden und Bremerhaven punkten, die mit innovativen Konzepten und umfassenden Maßnahmen zur Barrierefreiheit überzeugen konnten.
-
1
Berlin, 1. Platz 2013
Berlin wurde für seinen umfassenden Plan zur Schaffung barrierefreier öffentlicher Verkehrsmittel und Infrastrukturen ausgezeichnet. Besonders hervorzuheben sind der barrierefreie Zugang zu U-Bahn-Stationen und die Verbesserung der Zugänglichkeit öffentlicher Gebäude.
-
2
Wiesbaden, 2. Platz 2016
Wiesbaden überzeugte die Jury durch die enge Zusammenarbeit mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen und durch die gezielte Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Ein innovatives Beispiel war die Einführung des „Wir machen mit“-Aufklebers, der mithilfe von QR-Codes auf den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen hinwies.
-
3
Bremerhaven, 2. Platz 2021
Bremerhaven hat seinen Fokus auf den barrierefreien Tourismus gelegt. Die Stadt investierte in den barrierefreien Umbau von Sehenswürdigkeiten und Freizeitattraktionen, sowie in den Nahverkehr. Besonders beeindruckend war der Einsatz von taktilen Leitsystemen und sprechenden Haltestellen.
-
4
Hamburg, besondere Erwähnung 2023
Hamburg erhielt eine besondere Erwähnung für seinen herausragenden Beitrag im Bereich der barrierefreien Bauumgebung. Die Stadt hat in den letzten Jahren kontinuierlich daran gearbeitet, ihre Infrastruktur für alle Bürger*innen zugänglich zu machen.
Viele Busse haben mittlerweile Rampen eingebaut, sodass ein einfaches Ein- und Aussteigen auch Rollstuhlfahrer*innen ermöglicht wird. (Miran Lesnik/pixabay)
Wiesbaden als Vorbild 2016 auf dem 2. Platz
Die hessische Hauptstadt überzeugte die Juror*innen vor allem mit dem Hauptanliegen, die Innenstadt, Parkanlagen und öffentliche Plätze barrierefrei zu gestalten und so für alle zugänglich zu machen. Seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention 2013 und nach vielen gemeinsamen Treffen mit den Verbänden von Menschen mit Behinderungen, müssen sowohl bei zukünftigen Renovierungen als auch Neubauten der Gebäuden in der Stadt Wiesbaden, barrierefreie Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden.
Ein weiteres Vorhaben der Verantwortlichen war es die 280.000 Einwohner*innen der Stadt mit verschiedensten Aktionen und Events für Themen von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren. Die öffentliche Aufmerksamkeit wurde zum Beispiel erreicht, indem ein „Wir machen mit” Aufkleber eingeführt wurde, den über 200 städtische Gebäude erhielten. Auf den Aufklebern war wiederum jeweils ein individueller QR-Code abgebildet, der die betroffenen Personen über die Zugangsmöglichkeiten aufklärte und zusätzliche Informationen zu Verfügung stellte.
Wiesbaden hat sich – laut der Jury der Europäischen Kommission - auch für einen politisch geschickten Weg entschieden, um Anliegen von Menschen mit einer Behinderung zu verwirklichen. Es gibt nämlich jährliche Treffen von lokalen Politikerinnen und Politikern, die sich mit den Betroffenen über bestehende Probleme der Mobilität im Bezirk oder Stadtteil austauschen. So können die Barrieren direkt und lokal behoben werden, ohne dass die Stadt über viele lange Verhandlungen zentral entscheiden muss.
Bremerhaven liegt 2021 hinter dem schwedischen Jönköping
Bremerhaven ist eine Stadt an der deutschen Nordsee und gehört als Exklave zur Freien Hansestadt Bremen, welche knapp 70 Kilometer entfernt liegt. Im Bereich der Barrierefreiheit setzte die Stadt vor allem auf den Tourismus und ermöglichte den barrierefreien Umbau von Sehenswürdigkeiten und Freizeitattraktionen. Diese Maßnahmen überzeugten die Jurorinnen und Juroren bei der Platzvergabe.
Da auch große Teile der Innenstadt und des Nahverkehrs barrierefrei sind, profitieren auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt von den baulichen Maßnahmen.Besonders innovativ waren auch zusätzliche digitale Informationsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Dazu gehörten zum Beispiel vertonte Flyer und Stadtpläne, die online verfügbar sind.
In der Stadt gibt es an mehreren sehenswürdigen Stellen und wichtigsten Knotenpunkten im Nahverkehr sogenannte Modelltafel, die sämtliche Informationen – je nach Umstand für Gebäude oder Abfahrtzeiten – in der Braille-Schrift aufführen.
Um die Mobilität in Bremerhaven zusätzlich zu erleichtern, sind zahlreiche Haltestellen als sogenannte sprechende Haltestellen ausgebaut worden, und informieren Betroffene, nach der Betätigung eines Knopfes, über die Haltestelle, die Linien, die an der Haltestelle halten und Einstiegsmöglichkeiten.
Für Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, gibt es zudem extra geschulte Stadtführer*innen, die besonders auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrer*innen und andere mobilitätseingeschränkten Menschen eingehen. So ist eine Stadtführung für alle Menschen zugänglich.
Sonnenuntergang am Ufer in Bremerhaven (Pixabay)
Access City Award: Aktuelle Preisträger*innen
Der jüngste Preisträger des Access City Awards 2023 ist die schwedische Stadt Skellefteå, die für ihre innovativen Lösungen zur Verbesserung der Barrierefreiheit ausgezeichnet wurde. Die Stadt investierte in barrierefreie Spielplätze, Straßen und öffentliche Verkehrsmittel und führte ein SMS-basiertes System für blinde und sehbehinderte Menschen ein, um über Hindernisse in der Stadt informiert zu werden.
Darüber hinaus wurden Städte wie Córdoba und Ljubljana für ihre Bemühungen um barrierefreie Umgebungen geehrt.
Zukünftige Chancen für Barrierefreiheit in Städten
Berlin, Wiesbaden und Bremerhaven haben bewiesen, dass gezielte Investitionen in Barrierefreiheit einer Stadt nicht nur den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht werden, sondern auch eine Vorbildfunktion für andere Städte in Europa einnehmen können.
Innovative digitale Lösungen, wie barrierefreie Apps und digitale Informationssysteme, sind ein zukunftsweisender Schritt, um städtische Umgebungen für alle Menschen zugänglich zu machen. Doch was passiert bei anderen Städten in der Bundesrepublik Deutschland?
Für weitere Informationen zu Barrierefreiheit in Deutschland können Sie folgende Artikel auf EnableMe lesen:
-
Barrierefreies Berlin – Hauptstadt mit Geschichte und Kultur
2140
-
Was macht Bahnhof und Verkehrsmittel barrierefrei?
6969
13
1
-
Definition und Bedeutung von Barrierefreiheit
77761
11
3
Tag des barrierefreien Tourismus
Jens Wegener, Experte für barrierefreien Tourismus, moderiert regelmäßig den „Tag des barrierefreien Tourismus“, eine wichtige Veranstaltung der Deutschen Zentrale für Tourismus, die innovative Ansätze und Entwicklungen zum barrierefreien Reisen präsentiert.
Die Rolle des Nahverkehrs für Barrierefreiheit
Sowohl die Stadt Wiesbaden wie auch Bremerhaven widmeten einen großen Teil ihrer Investitionen dem städtischen Nahverkehr. So sind etwa in Wiesbaden alle 230 städtischen Busse und die meisten Haltestellen barrierefrei zu erreichen.
Darüber hinaus ermöglicht Wiesbaden seinen Bürger*innen mit einer Behinderung eine verbesserte Mobilität, indem die Haltestellen auf gleicher Höhe zum Einstieg der Busse sind, Leitlinien für Menschen mit einer Sehbehinderung integriert wurden und Ansagen zu den nächsten Haltestellen der Busse deutlicher formuliert wurden.
Bremerhaven organisierte zusätzlich zu den baulichen Maßnahmen Fahrdienste für Menschen mit Behinderungen. Betroffene können sich mit den entsprechenden Anbietern in Verbindung setzen, um Informationen über Fahrten mit dem ÖPNV zu erhalten.
Straßenbahnhaltestelle in der Stadt (Pixabay)
Vorbildfunktion für andere Städte
Wiesbaden und Bremerhaven haben mit ihren Konzepten in der näheren Vergangenheit bewiesen, dass auch kleinere Städte mit der richtigen Schwerpunktsetzung die Inklusion erfolgreich voranbringen können.
Diverse Innovationen, wie die Ausweitung digitaler Angebote, vertonte Haltestellen oder angepasste Stadtführungen für verschiedene Arten von Behinderungen, könnten zukünftig auch in anderen deutschen Städten einen entscheidenden Beitrag zu erfolgreicher Inklusion beitragen.
Barrierefreier Urlaub machen?
Unser Artikel umfasst „Tipps und Ratschläge“ für barrierefreies Reisen. Informieren Sie sich rund um die Suche nach zugänglichen Unterkünften, die Planung des Transports sowie die Auswahl an Aktivitäten. Von Mietwagen bis hin zu Assistenzleistungen – alles, was Sie für einen entspannten Urlaub wissen müssen.
Ist dieser Artikel lesenswert?
Ja Nein